Lyrik

 

Ein Vogel gleitet über den stillen See
der Tag ahnt noch nicht, was ihm begegnet.
In den steigenden Stunden gebiert der Himmel flächiges Blau,
das keinen Regen erlaubt.
Lippen spröde, formen Worte
eine Sprache wird gesprochen, die vom Durst erzählt und vom Hunger.

Überhitzt zieht die Sonne ihre Runde
aufgebläht und viel zu groß hängt sie in der Stadt.
In den steigenden Stunden biegt der Himmel sich in das Blau,
das sich blank um den Atem spannt.
Haut faltig, Worte blättern
die Sprache ist ein Rinnsal, das sich in Schlaufen fängt.

Milchgelber Dunst brütet über dem See
der Tag nimmt, was ihm begegnet.
In den fallenden Stunden gebiert der Himmel zerlaufenes Rot,
das die Sonne verdaut.
Sprache setzt sich.

Der Vogel hat ein Nest gebaut.

 

Hinaus

Sehe durch die Zeit hindurch
fange mich woanders ein
das Nötige nehme ich mit
baue ein Nest in mir
brüte die Welt aus.

Webe Gedanken in mein Gefieder
suche nach bekannten Mustern
will das Nötige betten
über den Rand hinaus
nähre Zweifel.

Greife der Zeit vorweg
erfinde mich neu
zupfe das Kleid zurecht
werfe Fragen aus dem Nest
übe Neuland.

 

Generationen

Gedanken hinter Wände gefressen
zeigen Muster unsichtbar
innere Landkarten
der Grundriss ein Quadrat
rote Ziegel längst nachgebessert
die Esche hinterm Küchenfenster
spielt mit den Jahren
wer tastet hinter die Wände
liest die Gedanken
wenn der Ort verblasst
der Wind schiefe Töne pfeift
wer kennt die Wege
der inneren Landkarten
wenn das Haus Schatten wirft
den Krieg auf dem Rücken trägt
ein Dach ein Fundament
dazwischen Menschenleben
wer beginnt die Muster zu deuten
wenn die Blätter der Esche winken
die Wunden endlich heilen wollen.